Aus drei Städten entstanden

In Oberhausen gibt es noch heute drei Rathäuser. Dies ist auf das preußische Gesetz über die Neuregelung der Gemeindegrenzen im rheinisch-westfälischen Industriegebiet zurückzuführen, denn mit Inkrafttreten dieses Gesetzes im Juli 1929 erfolgte der Zusammenschluß der bis dahin selbständigen Städte Oberhausen, Sterkrade und Osterfeld. Es entstand Groß-Oberhausen als neue Stadt. Die damalige Gebietsreform hatte zur Folge, daß die Rathäuser von Sterkrade und Osterfeld zu Verwaltungsstellen zurückgestuft wurden. Die Geschichte der drei Rathäuser ist gleichzeitig die Geschichte der Gemeinden Sterkrade, Osterfeld und Oberhausen.

Während Sterkrade und Osterfeld sich aus alten Siedlungskernen heraus entwickelt hatten, entstand Oberhausen aus dem Zusammenschluß mehrerer Gemeindeteile. Am 18. November 1861 unterschrieb Preußenkönig Wilhelm I. eine "Allerhöchste Cabinetts-Ordre", in der bestimmt wurde, daß aus Teilen von mehreren bisher selbständigen Gemeinden - einem Gebiet, in dem 6.000 Menschen lebten - eine große Gemeinde zu bilden sei, die den Namen "Oberhausen a / Ruhr" erhalten sollte. Der erste, zunächst noch kommissarische Bürgermeister von Oberhausen, Friedrich August Schwartz aus Neuss, wurde am 1. Februar 1862 in sein Amt eingeführt. Es wurde daraufhin ein geeigneter Ort für den Bau eines Rathausgebäudes gesucht, das Schwartz als städtebauliches Bindeglied zwischen den Bahnhöfen (Köln-Mindener Bahnhof und Bergisch-Märkischer Bahnhof, 1886 zum Zentralbahnhof vereinigt) und dem Wohngebiet an der Marienkirche realisieren wollte. Am 6. September 1873 wurde schließlich auf dem "Galgenberg" der Grundstein für das Rathaus Oberhausen gelegt, an dessen Planung Schwartz intensiv mitwirkte. 1874 wurde das Rathaus eingeweiht und noch im selben Jahr erhielt Oberhausen die Stadtrechte. Unter Bürgermeister Otto Wippermann - dem zweiten Nachfolger von Schwartz nach Friedrich Haumann - wurde Oberhausen im Jahre 1901 selbständiger Stadtkreis und schied damit aus dem Kreis Mülheim aus.
Nach Wippermann trat 1906 Berthold Otto Havenstein das Amt des Oberbürgermeisters an, der in der Auseinandersetzung um die Gebietsreform von 1929 die entscheidenden Weichenstellungen für die Entwicklung des heutigen Oberhausens vornahm und dem die Stadt damit letztlich das stolze Rathausgebäude an der Schwartzstraße zu verdanken hat. In der Frage der kommunalen Neuordnung von 1929 vertrat Oberbürgermeister Havenstein zusammen mit seinem starken Verbündeten aus der Industrie, GHH-Generaldirektor Dr. Paul Reusch, mit aller Entschiedenheit die Auffassung, die drei Städte Oberhausen, Sterkrade und Osterfeld seien wirtschaftlich und strukturell eine Einheit. Das Städte-Trio wurde einerseits zusammengehalten durch die damals noch ungeteilte
Gutehoffnungshütte (GHH) mit den Hüttenbetrieben und der Hauptverwaltung in Oberhausen, der Weiterverarbeitung in Sterkrade und dem Bergbau in Osterfeld sowie andererseits durch das Straßennetz der Stadtwerke Oberhausen, das seit drei Jahrzehnten den gesamten Raum erschloß. Havenstein und Reusch erreichten ihr Ziel: die GHH-Stadt Groß-Oberhausen. Bereits in den Jahren bis 1929 verzeichnete die Stadt ein rasches Anwachsen der Bevölkerung durch die Eingemeindung von Alstaden und Teilen von Dümpten und Styrum (1910) sowie von Teilen von Frintrop, Borbeck und Dellwig (1915). Ende Juli 1929 zählte die Stadt Oberhausen allein 110.958 Einwohner.

Sterkrade und Osterfeld hinzugerechnet "startete" die neue Stadt Groß-Oberhausen zum 1. August 1929 mit 193.854 Einwohnern und einem Stadtgebiet in einer Größe von 7.797 Hektar. Die fortan steil ansteigende Einwohnerzahl Oberhausens erforderte den Ausbau und die Erweiterung notwendiger Dienststellen. Das alte Rathaus platzte bereits zu Havensteins Amtszeit aus allen Nähten, so daß das ehemalige Hotel "Hof von Holland" als "Nebenrathaus" dienen mußte. Etwas Luft gab es, als der dreigeschossige Rathaus-Erweiterungsflügel längs der Schwartzstraße gebaut wurde. Die Bauarbeiten für das neue Rathausgebäude begannen am 31. Oktober 1927 nach den Plänen des bekannten Architekten Ludwig Freitag. Auch die Inneneinrichtung, einschließlich der Möbel, wurde nach Freitags Entwürfen hergestellt. Am 15. Oktober 1928 wurde Richtfest gefeiert und am 1. März 1930 war der Neubau bezugsfertig. Die städtebauliche Wirkung des für moderne Behördenbaukunst musterhaften Neubaus wurde noch dadurch erhöht, daß man den Grillopark passend zur Architektur des Rathauses umgestaltete. Die im expressionistischen Stil der 20er Jahre erbaute, imposante Verwaltungsburg an der Schwartzstraße ist heute ein attraktiver Repräsentationsbau, der unter Denkmalschutz steht. Die ausdrucksstarken Kontraste von hellem Naturstein und dunklem Klinker sowie die spannungsreich nebeneinandergestellten horizontalen und vertikalen Baukörper ergaben damals eine Architektur, die typisch war für die Zeit zwischen den Weltkriegen.
Bei der Wahl des ersten Oberbürgermeisters von Groß-Oberhausen erhielt ausgerechnet Dr. Heuser die Mehrheit der Stimmen, derjenige, der sich mit Händen und Füßen gegen die Groß-Oberhausener Lösung gewehrt und eine Verfassungsbeschwerde gegen das Neuordnungsgesetz angestrengt hatte. Von Januar 1930 an amtierte er sieben Jahre als Oberbürgermeister. Das neue Rathaus konnte seiner Aufgabe, der bürgerschaftlichen Verwaltung als Symbol der Demokratie zu dienen, nur kurze Zeit gerecht werden. Nach der Wahl im März 1933 und mit Hilfe des sog. "Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" vom 7. April 1933 wurden politische Gegner aus den Gremien entfernt sowie unliebsame Mitarbeiter der Verwaltung ihrer Ämter enthoben. Nachdem in der Folgezeit Parteien verboten worden waren bzw. sich selbst aufgelöst hatten, gab es - so die Meldung einer lokalen Zeitung - "in Oberhausen eine Opposition gegen den Führer nicht mehr". Oberbürgermeister Wilhelm Heuser konnte sich wohl nur deshalb bis 1937 im Amt halten, weil er im Mai 1934 in die NSDAP eintrat. Von 1937 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Oberbürgermeister in Oberhausen von den Nationalsozialisten ernannt.
Die in der englischen Besatzungszone eingeführte neue Gemeindeordnung brachte im Februar 1946 die später fünf Jahrzehnte lang bestehende Trennung der Ämter des Oberbürgermeisters und des Oberstadtdirektors. Erster ehrenamtlicher Oberbürgermeister wurde der Kaufmann Karl Feih, erster Oberstadtdirektor Georg Kaeßler. Am 5. November 1946 trat der erste aus einer freien Wahl hervorgegangene Rat der Nachkriegszeit zu seiner konstituierenden Sitzung im großen Saal des Rathauses zusammen. Luise Albertz wurde erstmals zur Oberbürgermeisterin gewählt.
In den folgenden Jahren übten Otto Aschmann (1948 - 1952) und Otto Pannenbecker (1952 - 1956) das Amt des Oberbürgermeisters aus. Im Jahre 1956 wurde dann Luise Albertz erneut zur Oberbürgermeisterin gewählt, die dieses Amt bis zu ihrem Tode am 1. Februar 1979 bekleidete. Ihr Nachfolger wurde Friedhelm van den Mond, der das Amt 18 Jahre lang innehatte. Heute gibt es nach der geänderten Gemeindeordnung keine Trennung mehr zwischen den Ämtern des Oberbürgermeisters und des Oberstadtdirektors. Der Rat der Stadt wählte im September 1997 den bisherigen Oberstadtdirektor Burkhard Drescher zum Nachfolger von Friedhelm van den Mond und damit zum ersten hauptamtlichen Oberbürgermeister Oberhausens nach dem Kriege. Er wurde in der ersten Direktwahl am 12. September 1999 in seinem Amt bestätigt. Seit 2004 Klaus Wehling Oberbürgermeister.